Peru 2017

Tag 1 – Abflug

Helmut brachte uns früh am morgen in die verbotene Stadt zum Abflug. Schnell hatten wir den Schalter gefunden, wo wir unser Gepäck aufgeben konnten.
Schon vor Monaten hatten wir extra für die langen Flüge (Amsterdam-Lima und Lima-Paris) Sitzplätze reserviert, die zwar 60 Euro pro Person, pro Flug extra gekostet haben, aber wir wollten mehr Beinfreiheit für die 12 Stunden Flug.
Am Schalter bekamen wir den Hinweis, dass der Steward diese Plätze nicht für uns reservieren konnte, weil diese Plätze Personen mit Behinderung vorbehalten sind. Wir sollten uns in Amsterdam noch mal um die Plätze kümmern.
In Amsterdam angekommen stellten wir uns eine Stunde in eine Schlange, um dann von einer Holländerin in gebrochenem Englisch zu erfahren, dass sie nicht verstehen könne, warum wir uns über andere Plätze beschweren, es wäre ja egal, wo wir sitzen.
Wir ärgerten uns, aber konnten die Situation jetzt nicht mehr ändern. Daher versuchten wir uns durch das Gemenge zu schlagen. Der Amsterdamer Flughafen ist schlimmer, als ein Samstagnachmittag auf der Hohe Straße.
Im Flieger angekommen, nahmen wir auf unseren nicht reservierten Plätzen platz und freuten uns ein Loch in den Bauch, dass diese noch viel besser waren, als die die wir reserviert hatten. Das war schon mal gut. Wir hatten 3 Plätze für uns zwei, ein Traum.
Nach der Landung packten wir unser Hab und Gut und wollten nur noch nach Hause. Wir waren hundemüde und wollten rauchen.
Als wir am Rollband auf die Koffer warteten, sagte Martina schon, dass sie alle so merkwürdig anguckten und auch die Stewards sie ganz komisch angesehen haben, als sie den Flieger verlassen hat. Ich schaute nur nach den Koffern. Natürlich brauchten unsere Koffer sehr lang, also stellte ich mich nach einer Weile wieder zurück zu meiner Tochter. In Lima war das Klima viel wärmer und so zogen wir unsere Jacken wieder aus. Plötzlich ließ Martina einen Brüll.
„Ich habe noch die Decke von KLM um den Hals.“
In einem royalen Blau leuchtete die Decke wie ein Schal um Martinas Hals. Sie fuhr mich an, dass ich doch hätte sehen müssen, dass sie die Flugzeugdecke noch um den Hals trug.
„Ich habe den Stewards noch nett zu gelächelt, während ich ihre Decke klaute“, schimpfte sie. Ich konnte mich nicht mehr halten vor lachen. „Was müssen die Leute hier denken? Dass ich kein Geld für eine Decke habe?“
Es war ihr sehr peinlich, aber ich konnte mich einfach nur kaputt lachen. An ihrem Hals prangte der Zettel von der Decke: Diese Decke ist Eigentum von KLM. Bitte nicht aus dem Flugzeug entfernen.
Mit unseren Koffern gingen wir zum Ausgang, wo hunderte Menschen auf Passagiere warteten. Meinen Bruder erkannten wir in der Menge aber sofort. Es gab nur einen einzigen Menschen unter allen Wartenden, der ein FC-Trikot trug und einen FC Schal nach oben hielt. Das fiel uns natürlich sofort auf und fröhlich fielen wir uns in die Arme.

 

 

Tag 2  - Um den halben Erdball

Morgens sind wir zu Fuß mit Peter zu seinem Sportclub gewandert und er hat uns gezeigt, wo er mehrmals die Woche mit seinen Freunden Fronton spielt.
Am Nachmittag sind wir in ein Restaurant gefahren. Während wir die Bestellung aufgaben, blickte Martina auf einen der Fernseher, die dort von der Decke hingen und schrie plötzlich auf.
Tatsächlich lief in diesem Fernseher der 1. FC Köln! Wir waren total perplex. Da fliegt man um den halben Erdball und in einem Restaurant wird unser Verein übertragen. In der Halbzeitpause sind wir nach Hause gefahren und haben den Rest dann bei Peter zu Hause geschaut. Der FC hatte tatsächlich gewonnen!
Um 20 Uhr waren wir schon wieder hundemüde und sind früh schlafen gegangen.

 

Tag 3 – El Bosque

Um 3 Uhr morgens flüsterte ich: „Martina, bist du schon wach?“
Die Antwort kam postwendend: „Schon lange.“
Das mit der Zeitverschiebung machte uns also noch immer zu schaffen. Auf leisen Sohlen schlichen wir nach draußen und rauchten erstmal. Bereits am 3. Tag hatten wir beide Durchfall und nahmen immer zwei Lungenzüge und wechselten uns dann auf der Toilette ab.
Am Mittag fuhren wir in den Bosque Club (Freizeitpark) und spielten Tennis. Nach der Tennisstunde gingen wir spazieren. Dieser Club gefiel uns von allen am besten, denn hier schien die Sonne, überall blühten die prächtigsten Blumen, es war angenehm leer und man hatte Platz ohne Ende. Außerdem war es hier sehr sicher, denn alles war eingezäunt.
Martina wusste aber nicht, dass ihr größter Feind innerhalb des Clubs auf sie wartete. Hier hatte Martina ihren ersten Kontakt mit den peruanischen Moskitos. Mehrere Stiche ließen ihre Waden auf das Doppelte anschwellen. Die Stiche juckten und sie jammerte ununterbrochen.
In der Nacht wurde ich wach, weil mein Bett wackelte. Erst dachte ich, ich hätte schlecht geträumt und Martina schlief auch friedlich. Also hatte ich mir das womöglich nur eingebildet.

 

Tag 4  - Apothekenausflug Nummer 1

Weit gefehlt. Peter erzählte mir, dass es in der Nacht ein Erdbeben gegeben hatte. Ich war sprachlos, dass die anderen Schlafmützen davon nichts bemerkt hatten.
Martina klagte weiter über ihre Mückenstiche, also wollten wir zur Apotheke und etwas gegen Mückenstiche holen.  Ana (Schwägerin) meinte, dass da eine Pflanze helfen würde, die nur ein paar Meter vom Haus wuchs. Martina kannte die Pflanze aus Deutschland. Spitzwegerich.
Schnell war die Pflanze klein gerupft und mit Mull drückte sie diese auf ihre unzähligen Mückenstiche. Die Paste half leider nicht, also fuhren wir am Nachmittag zur Apotheke und wollten dort etwas GEGEN Mückenstiche kaufen, bekamen aber Moskitospray verkauft, welches die Mücken abhalten sollte.
Martina meinte, dass sie es schon aushalten würde und verzichtete auf die Diskussion mit der Apothekerin und kaufte das Moskitospray in der Hoffnung, dass sie in Zukunft von Mücken verschont bleiben würde.

 

Tag 5 – Eine Busfahrt, die ist lustig

Heute waren wir mit Ana in Lima. Wir sind mit dem Bus gefahren. Wenn man in Lima mit dem Bus fährt, kann man etwas erleben. Es gibt leider nicht genügend Sitzplätze für die Menschenmassen, die den Bus nehmen, daher muss man sich an den Haltegriffen festhalten, die über den Köpfen befestigt sind. Der Busfahrer fährt wild von der linken auf die rechte Spur, wieder zurück, bremst abrupt, um dann wieder Gas zu geben. Das kann einem schon fast die Arme ausreißen.
Dazu kommt noch, dass hier im Bus Getränke, Eis und Kugelschreiber verkauft werden. Ana sagte uns, dass alles Mögliche im Bus verkauft wird, aber uns hat man die oben genannten Dinge angeboten.
Wir hatten großes Glück, denn wir konnten in Lima am Plaza de Armas die Wachablösung miterleben. Nicht nur, dass es ein großes Spektakel ist, sondern eine Blaskapelle begleitet die Wachen. Beendet wird die Zeremonie mit dem Avé Maria der Kirchturmglocke.

 

Tag 6 - Apothekenausflug Nummer 2

Heute fuhren Ana und Peter mit uns zu einem Gemüsemarkt. Diesen kann man sich kaum vorstellen und mit einem Markt in Deutschland überhaupt nicht vergleichen.
Der Markt besteht aus mehreren Hallen, die so lang sind, wie 30 aneinandergereihte Garagen und ca. 20 Meter breit waren. Diese sahen aus, wie die Gleise im Kölner Hauptbahnhof.
Eine Halle war voller Kartoffeln der unterschiedlichsten Sorten. Kartoffeln, so weit das Auge reichte. Und nicht nur, dass diese in Säcken dort angeboten wurden, nein. Das Gemüse wurde noch schön aufgestapelt und mit Blumen verziert.
Am Ende waren wir mehrere Stunden dort, hatten den Kofferraum voll mit Vitaminen. Wir waren sehr überrascht, wie günstig das Obst und Gemüse hier ist. Z.B. 1 Kilo Ingwer für umgerechnet 30 Cent oder 1 Kilo Erdbeeren für nicht mal einen Euro.
Wir hatten ein Kiste mit Honigmelonen gekauft, einen Sack Kartoffeln, Artischocken, Erdbeeren, Bananen Spinat, Ananas und vieles mehr. Es war soooooo viel. Zu Hause kaufen wir nie so viel Obst oder Gemüse, aber hier hält es sich irgendwie länger.
Als wir nach Hause kamen, haben wir uns den EffZeh angeschaut. Leider hat unser Verein verloren.

Auch heute gab es leider noch keine Besserung zum Thema Durchfall, also gingen wir nachmittags mit Ana zur Apotheke und kauften Kohletabletten. Wir dachten, dass wir nun eine Packung mit Kohletabletten bekommen, aber da hatten wir uns getäuscht. Ana hatte mal gerade 4 Tabletten in der Hand und meinte, dass diese für 2 Tage reichten. Wir schauten uns ungläubig an, waren aber erstmal zufrieden.

 

Tag 7 – Prostatatee und Regentropfen

Am Montag waren wir im Jockey Plaza. Das ist eine Shopping Mall in Lima. Leider konnten wir hier keine Ponchos oder andere Souvenirs kaufen. Die Mall ist eher zu vergleichen mit einem großen Kaufhof, in dem es nur Markenartikel zu kaufen gibt.

An das Jockey Plaza schließt sich ein Supermarkt, in dem wir Tee und andere Lebensmittel kaufen wollten. Eigentlich suchten wir nach Hagebuttentee. Ich fand schnell auf einer Packung eine Hagebutte und sagte zu Martina: „Ich habe ihn gefunden.“ Sie begann zu lachen.
Auf der Verpackung stand Prostatatee. Schnell nahm sie mir den Tee aus der Hand und sagte, dass wir zwar Durchfall haben, aber an der Prostata haben wir noch nichts.
Abends saßen wir auf der Terrasse und spielten mit Peter Kniffel, als es tatsächlich zu regnen anfing. Ganze zwanzig Tropfen fielen vom Himmel und machten nicht mal mir etwas aus.

 

Tag 8 – Leeven Herr Kuczinsky

Am Frühstückstisch erzählte Ana mit Peter etwas auf spanisch und das einzige was ich raushörte war: Kuczinsky.
Ich wollte wissen, warum die beiden über Kuczinsky sprechen. Da sagte mir Ana, dass der Präsident von Peru Pedro Pablo Kuczinsky heißt. Martina und ich brachen in schallendes Gelächter aus, denn in Köln ist Kuczinsky eine Bezeichnung für einen dahergelaufenen, nichtssagenden Typen.
Jedes Mal, wenn wir danach irgendwo Kuczinsky hörten, mussten Martina und ich lachen.
Nach dem Frühstück fuhren wir zu Anas Schwester und von dort aus zum Strand. Während der Fahrt explodierte zwischen Martina und mir im Auto der Fronton-Ball in der Tasche. Beide erschreckten wir uns, mussten dann aber wieder lachen.
Insgesamt waren wir 3,5 Stunden gefahren, um dann festzustellen, dass der Bosque-Club am Strand zu hatte. Peter schlug vor, zu einer Eisdiele zu fahren, die sehr leckeres Eis hatte, aber auch die hatte geschlossen. Es war einfach noch keine Saison. Wir machten einen Abstecher zum Strand und fuhren dann wieder zurück nach Hause. Hier möchte ich mal etwas zum Autofahren in Peru schreiben:
Bei einer zweispurigen Fahrbahn, benutzen die Peruaner trotzdem drei Spuren und quetschen sich einfach nebeneinander. Sie blinken ständig, obwohl sie gar nicht die Spur wechseln und hupen permanent. Eigentlich wird ständig um uns herum gehupt.
In Lima hat man ständig einen Stau vor der Nase. Vor allem zu den Rush Hours. Das nehmen viele Händler zum Anlass, um ihre Waren zwischen den wartenden Autos anzubieten. Von Getränken, über Eis, Snacks, bis hin zu Geschirrhandtüchern wurde uns allerhand angeboten.
Außerdem gibt es sehr viele Hubbel, damit die Autos nicht so schnell fahren. Diese Verkehrsberuhigungen sind so hoch, dass man fast mit dem Kopf ans Wagendach stößt.
Ich bewundere meinen Bruder, wie er sich hier im Straßenverkehr bewegt, ohne sich eine Beule ins Auto zu fahren.

 

Tag 9 – Tarapoto, die Stadt der Mototaxis

Heute wollten wir in den Dschungel fliegen. Unser Zielort hieß: Tarapoto.
Leider kam der Taxifahrer, der uns zum Flughafen fahren sollte fast eine Stunde zu spät. Daher hatten wir am Flughafen etwas Stress.
Als wir dann aber im Flieger saßen, bekamen wir keine Freigabe und mussten noch eine Stunde auf dem Rollfeld warten.
Als wir endlich in Tarapoto landeten, war es schon Mittag. Beim Verlassen des Flugzeugs, schlug uns die pralle Hitze ins Gesicht. In Tarapoto gibt es kaum Autos. Fast jeder fährt mit einem Mototaxi und auch ich freute mich schon auf die Fahrt in diesem irren Gefährt. Es ist ein Motorrad an dem hinten eine Kabine hängt für max. drei Personen.

Heute wollten wir nur noch die Touren für die nächsten zwei Tage buchen und so liefen wir schwitzend durch die Straßen und buchten zwei Touren bei der Touristeninformation.

 

Tag 10 – Laguna Azul

Heute fuhren wir 2-3 Stunden mit dem Bus zu der Laguna Azul (Blaue Lagune). Unser Tourguide erzählte uns die ganze Zeit etwas über Tarapoto und die Umgebung. Leider alles auf spanisch, so waren Martina und ich leider aufgeschmissen. Aber er redete in einer Tour, ohne Punkt und Komma. Irgendwann war ich über seine Worte eingeschlafen und wachte erst auf, als wir mit einer Fähre einen Fluss überquerten. Danach fuhren wir noch ein bisschen und kamen zu einem großen See, wo wir unseren Trip mit einem Boot fortsetzen.
In der Lagune konnte man alles Mögliche unternehmen. Reiten, Canopy (mit einem Seil über den See schießen), Jet Ski fahren, schwimmen und so weiter. Martina und Peter sind Jet Ski gefahren und hatten viel Spaß dabei.
Die Toiletten waren sehr merkwürdig. Vor der Toilette standen ein Bottich mit Wasser und daneben ein leerer Eimer. Wenn man dann auf der Toilette war, musste man mit dem leeren Eimer Wasser aus dem Bottich holen und den Eimer dann im Plumpsklo entleeren.
Abends wollten wir uns schon mal für den Rückflug am morgigen Tag einbuchen und stellten mit entsetzen fest, dass wir den Rückflug erst für übermorgen gebucht hatten.
Gut. Dann blieben wir halt einen Tag länger. Im Urlaub spielt das ja keine Rolle.

 

Tag 11 – Apothekenausflug Nummer 3

Morgens fragten Martina und ich uns nicht, wie wir geschlafen hatten, sondern eher, wie es dem Magen geht. Auch in Tarapoto machte unser Magen nicht so mit. Also starteten wir mit einem Besuch zur Apotheke. Mittlerweile hatten wir ein Auge für Apotheken und waren ganz froh darüber, dass es eine Apotheke auf der gegenüberliegenden Seite des Hotels gab.
Diesmal kauften wir nicht nur Kohletabletten, sondern auch noch Hustensaft. Die Erkältung hatte ich schon in Deutschland gehabt und wurde sie auch hier nicht richtig los.
Mittlerweile kam es uns so vor, als würden wir täglich eine Apotheke aufsuchen.
Und Martina sprühte immer ganz hektisch mit Moskitospray, sobald sie aus dem Auto stieg. Ich wünschte, ich hätte das mal gefilmt. Denn nicht nur, dass sie versuchte so schnell wie möglich jede freie Körperstelle einzusprühen. Nein. Sie schrie auch hysterisch, weil sie so Angst hatte, gestochen zu werden. Es war ein Anblick für die Götter. Aber hier sei auch erwähnt, dass Martinas Stiche nicht nur überdimensional anschwollen. Um den Fleck herum entstand ein richtig blauer Fleck und der Stich an sich eiterte ganz eklig. Sie hatte wirklich damit zu kämpfen, doch ich blieb zu Anfang verschont.
Heute machten wir einen Ausflug zu besonderen Wasserfällen. Hier möchte Martina gerne schreiben, wie dieser Ausflug ablief:

Zuerst wurden wir mit Wasserflaschen ausgestattet, unser Mittagessen trug der Guide und so dackelten wir ihm wie Enten hinterher. Ein schöner Waldweg führte uns direkt in den Dschungel und die feuchte Luft war angenehm. Zu Anfang führte der Weg leicht bergab, doch schon nach ca. 200 Meter kamen Treppen hinzu, die immer steiler bergab gingen. Ich fragte mich, ob wir diesen Weg auch wieder zurück nehmen würden, weil wir wirklich lange bergab liefen. Mit der Zeit hörten die Stufen auf und wurden zu Wurzeln oder Steinen, die gut 30 cm Höhenunterschied hatten. Mein einziger Gedanke war die ganze Zeit: Hoffentlich müssen wir das nicht wieder hoch laufen.
Zwar gab es zum Abhang hin ein Holzgeländer, doch konnte man sich hier nicht festhalten, weil zentimetergroße Ameisen hin- und herliefen.
Auf halber Strecke machten wir eine kleine Pause und wir konnten den Wasserfall schon in der Nähe hören. Der Schweiß lief uns schon vom bergab gehen und von der angenehmen Luft war nichts mehr übrig. Ich war am Ende und wollte einfach nur zu dem Wasserfall.
Wir setzten unseren Weg fort und kamen zu einem kleinen Bachlauf, der mit einem Floß überquert werden musste. Immer zwei Leute wurden mit dem Floß auf die andere Seite des Ufers gezogen. Hier gab es kleine Thermen, die durch das Wasser aus den Bergen gefüllt waren. Diese Thermalbäder hatten über 30 Grad, weil das Wasser so heiß aus dem Gestein kam.
Doch auch hier war noch kein Wasserfall und so setzten wir unseren Weg fort. Nun bekamen wir einen Geschmack davon, wie der Rückweg werden würde, denn schon hier mussten wir zu Anfang bergauf „klettern“. Wir zogen uns an Ästen nach oben, mussten genau schauen, wo wir welchen Fuß hinsetzten und kamen nur mühsam weiter.
Jetzt kamen auch noch Leitern dazu, die fast senkrecht am Felsen lagen und die man wieder hinabsteigen musste. Ich wusste um die Höhenangst meiner Mutter und vermutete, dass sie spätestens hier die Tour abbrechen würde. Weit gefehlt. Mutig stieg die Mama die Leitern hinab und überquerte sogar noch ein paar Balken, die nicht mal ein Geländer hatten.
Nach ca. 1 Km kamen wir endlich am Ziel an. Mama hatte Engelsflügel geschwitzt. Zumindest sah ihr Shirt von hinten so aus. Davon gibt es zum Glück Fotos.
Ich ging ins Wasser und kühlte mich erstmal ab. Endlich konnte man den Aufwand genießen und der Wasserfall war wirklich sehr schön. Aber all die Strapazen hierfür? Ich weiß nicht Recht, ob das in Relation steht.

Nach dem Mittagessen schwamm Mama tatsächlich in dem Bachlauf, über den wir vorhin noch mit dem Floß gezogen worden. Ich hätte nie gedacht, dass sie hier ins Wasser geht. Aber wahrscheinlich hatte sie sich heute so vielen Ängsten gestellt, dass ihr das jetzt auch egal war.
Na ja, zumindest bis sie die ersten Fische gesehen hatte, konnte sie das kühle Nass genießen.
Nach dem Mittagessen erfuhren wir, dass wir exakt dieselbe Strecke wieder zurückgehen mussten. Ich konnte meiner Mutter im Gesicht ablesen, dass sie davor eine Scheiß-Angst hatte. Auch ich machte mir Sorgen, denn der Abstieg war wirklich beschwerlich gewesen, wie mochte dann der Aufstieg sein?! Und so verzichteten wir freiwillig auf eine Zigarette.
Ich kann nur sagen, am schlimmsten war es, meiner Mutter dabei zuzusehen, wie sie sich abmühte, die Stufen zu nehmen. Ihre Lunge pfiff aus dem letzten Loch. Hier möchte ich mal ein Foto einfügen, um zu zeigen, wie hoch die Stufen waren, die wir gehen mussten und wie umständlich der Weg war.

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Die Wanderer unter euch werden vielleicht lachen, aber wir sind sowas einfach nicht gewohnt.
Natürlich mussten wir immer wieder Pausen machen und dachten zwischendurch, ein Helikopter müsste sie zum beatmen hier rausholen. Schließlich war der Weg von Anfang bis Ende beschwerlich. Aber umso stolzer waren wir, als wir oben wieder ankamen. Dass wir das geschafft hatten, machte uns 2 Meter groß.

Abends gingen wir in ein Restaurant. Ich war zu kaputt, um was zu essen, aber Martina und Peter bestellten sich panierte, frittierte Gambas. Noch nie zuvor hatte Martina panierte Gambas gegessen und wusste nun nicht, warum das ganze Tier paniert wurde.
Peter erklärte ihr, dass man ja auch schließlich das ganze Tier essen würde. Überrascht schaute sie ihn an. „Nicht nur den Körper?“, fragte sie überrascht?
In Peru isst man das ganze Tier. Mit Unterkörper und Kopf, also auch die Beine. „Wie Salzstangen“, sagte er.
Ich möchte erwähnen, dass Martina mit großer Skepsis die Tiere gegessen hat. Die Augen ließ sie weg. Das war ihr zu viel des Guten. Aber auch ich habe eine Gambas-Bein probiert. Dadurch, dass das Tier paniert ist, schmeckt man wirklich nicht wirklich etwas von dem Tier.
Es sei noch zu erwähnen, dass ich bereits am Abend Muskelkater von unserer Tour hatte. Dazu kommt, dass die Bürgersteige in Peru sehr hoch sind. Aber in Tarapoto sind sie noch höher. Nun hatte ich aber solch einen starken Muskelkater, dass ich wie eine Oma vor der Bordsteinkante stehen blieb, tief durchatmete, ein Bein nach oben bugsierte und das andere mühevoll nachzog.
Das konnte ja noch etwas geben.

 

 

Tag 12 – Streik der Reisbauern

Da die Reisbauern streikten, waren alle Straßen um Tarapoto gesperrt und so sagte man uns, dass wir für heute keine weitere Tour mehr buchen konnten. Unser Flieger sollte aber erst um 21:40 Uhr gehen, was bedeutete, dass wir den ganzen Tag im Hotel verbrachten.
Im Grunde hätte ich ohnehin keine Tour machen können, denn mein Muskelkater war an seinem Höchstpunkt angelangt und ich hatte sogar Mühe auf Toilette zu gehen.

 

Tag 13 - Sonnentag

Heute wollten wir nach Miraflores. Dort kann man wunderbar einkaufen und hat einen schönen Blick auf das Meer. Leider hatte es heute aber nicht geklappt, stattdessen haben wir einen Sonnentag eingelegt.

 

Tag 14 – Mücken und anderes Getier

Unsere nächste Tour stand an und so packten wir für 2 Tage Anziehsachen ein und fuhren mit dem Auto in die Berge. Unser Ziel hieß Alis.

Nach 8 Stunden Fahrt hatten wir Alis erreicht und fuhren über eine wackelige Brücke, um zu unserer Unterkunft zu kommen. Martina schrie vor Freude direkt auf, denn zwei Lamas grasten direkt vor unserem Bungalow.
Hier hatten wir es deutlich kühler, als zuvor im Urwald. Gerade mal dreizehn Grad ohne Sonne empfingen uns hier. Leider waren auch hier wieder Mücken, schließlich waren wir ja am Fluss. Martina war nicht mal ganz ausgestiegen, da sprühte sie wieder wie eine Verrückte mit ihrem Spray durch die Gegend und wies mich an, ihre Rückseite im Auge zu behalten. Noch immer trug sie die Mückenstiche aus dem Urwald und hatte kein Interesse, dass sich noch mehr Stiche dazu gesellten.
Der Bungalow war schön groß und wir hatten beide ein Doppelbett für uns allein. Nicht wie in Tarapoto, wo wir uns ein Queensize-Bett teilen mussten. Auch das Badezimmer war hier schön groß und sauber. Die Dusche hätte für fünf Personen gereicht und wir freuten uns schon darauf, am Abend eine ausgiebige Dusche zu zelebrieren.
Wir aßen, spielten Kniffel und gingen spazieren. Früh waren wir müde. Wäre es nach Peter gegangen,  wären wir schon um 17 Uhr schlafen gegangen. Aber der Arme musste uns ja auch den ganzen Tag fahren. Verständlich, dass er da müde war. Die Fahrt war sehr anstrengend, da der Weg zwar über Asphalt ging, aber an manchen Stellen nur 3 Meter breit war und links der Abhang in die Tiefe ging, rechts ragte der Berg, von dem man dachte, jeden Moment würden große Felsbrocken auf uns nieder fallen. Zum Glück kamen uns nicht viele Autos entgegen, aber hier durfte man keinen Moment unachtsam sein.
Als es dunkel wurde, verabschiedeten wir uns von Peter und gingen in unseren Bungalow. Kaum hatten wir unseren betreten, entdeckte ich die Spinnen an der Decke. Im Lichtschein schwirrten ein paar Mücken.
Schnell hatte ich das Haarspray zur Hand und Martina kletterte auf einen Stuhl, um die Decke einzunebeln. Danach wollte sie ins Bad und schrie hysterisch auf. „Mama, komm mal schnell.“
Ich konnte es nicht glauben. Hier waren an die 50 Mücken an der Deckenlampe und auf der Klobrille. Martina schaute mich ratlos an. Wir gingen eine rauchen, um zu überlegen, wie wir die Mücken verscheuchen konnten.
Nach reiflicher Überlegung kamen wir zu dem Schluss, das Licht im Bad anzulassen, damit die Mücken aus dem Zimmer ins Bad verschwanden und wir wenigstens im Zimmer mückenfrei waren. Unsere Dusche verschoben wir auf den nächsten Morgen. Gesagt getan.
Nachdem wir unsere Schlafanzüge anhatten und noch mal geraucht hatten, war eine halbe Stunde vergangen. Nun wollten wir Zähne putzen und endlich schlafen gehen.
Martina öffnete die Tür zum Bad und keuchte auf, während sie die Tür mit großen Augen wieder zuschlug. „Du glaubst nicht, was im Bad los ist“, sagte sie schockiert.
Naiv dachte ich, dass sich zu den 50 Mücken ein paar dazu gesellt hatten. Weit gefehlt. Beide öffneten wir einen Spalt die Tür und beschauten uns unseren bescheuerten Plan. Die Decke war schwarz. Tausende Mücken flogen an der Decke. Motten krabbelten in der Dusche. Handgroße Spinnen krabbelten am Boden. Fassungslos starrten wir auf das Waschbecken. Unsere Handtücher, die Zahnbürsten, der Klodeckel, das Klopapier, einfach alles war voller Mücken.
„Ich putze hier keine Zähne“, sagte Martina apathisch und schloss wieder die Tür. „Mama, wir können das Licht nicht die ganze Nacht anlassen. Das ist ja eine Invasion da drin.“
Ein neuer Plan musste her und so packten wir unsere Zigaretten und gingen wieder raus, um neu zu überlegen.
Martina musste nun auf Toilette und überlegte, wo sie hinpinkeln konnte. Das Schlimme war, dass wir zwischendurch so lachen mussten, dass wir kaum noch einhalten konnten.

Beim Rauchen sahen wir nun eine Laterne hinter dem Haus (in der Nähe vom Badezimmerfenster). Darum schwirrten ebenfalls viele Mücken und Motten. Martina hatte sich einen Plan überlegt und erläuterte mir diesen. Erst verstand ich nur Bahnhof und als ich ihr das sagte, prustete sie wieder los. Nun erklärte sie es mir noch mal langsam wie folgt:
Die Tiere fliegen zum Licht. Wenn es nun im Bad dunkel wird, fliegen sie zu der nächsten Lichtquelle. Wenn es in unserem Bungalow überall dunkel ist, fliegen die Tiere zu der Laterne. Dafür müssen wir aber das Fenster ganz aufmachen. Vorher war es zu, aber irgendwie mussten die ganzen Viecher ja reingekommen sein. Wenn wir es nun aufmachen würden, kämen alle leichter raus. Um es aufzumachen, brauchte man Licht um zu sehen, wo die Öffnung ist. Dann musste das Licht schnell ausgemacht werden, damit die Tiere zur Laterne fliegen. Der Moment zwischen dem Öffnen des Fensters und des Lichtausmachens durfte nur kurz sein, denn draußen vor dem Fenster warteten ebenfalls tausende Tiere, die auch in unser Bad wollten.
Nun war die große Frage: Wer geht in das Badezimmer voller Tiere und öffnet dann das Fenster? Martina mit ihrer Phobie vor Mücken oder ich, mit meiner Phobie vor allen Insekten? – Der tapferste ging und so stand ich nach kurzer Zeit im Zimmer, die Hand am Lichtschalter und Martina blickte mich traurig an. „Bitte mach das Licht schnell aus, wenn ich schreie.“
Innerlich lachte ich mich kaputt, nickte ihr aber aufmunternd zu.
Der Moment, in dem Martina das Fenster öffnete, wird keiner von uns jemals vergessen. Schon als sie zum Fenster ging, wirbelten die Tiere um sie in der Luft, aber mit dem Moment, als sie das Fenster öffnete, kamen die Tiere, die draußen waren herein. Martina schlug sich die Hand vor den Mund, denn es waren soooooooooo viele. Wie eine Wand kamen die Tiere herein und ich schaute nur staunend auf die Masse an Tieren, die nun ebenfalls alle zu Martina flogen.
„Mach verdammt noch mal das Licht aus!“, schrie sie. Ach ja, da war ja was. Schnell machte ich das Licht aus, Martina kam grölend zu mir ins Zimmer gelaufen und schlug die Tür hinter sich zu. Erst jetzt machten wir im Zimmer das Licht wieder an und Martina wedelte wild um sich. Natürlich hatte sie dutzende Tiere an sich und drehte sich panisch im Kreis.
„Töte sie. Töte sie doch!“, schrie sie. Doch ich musste so lachen. Martina fand es nicht komisch. Mit so vielen Tieren hatte sie einfach nicht gerechnet. „Du glaubst nicht, was da drin los ist. Alles schwirrt und so viele sind schon tot. Der ganze Boden ist voll von toten Tieren.“
Nun löschten wir auch das Licht im Zimmer, gingen nach draußen und ließen die Tür auf, damit die Mücken im Zimmer nun ebenfalls nach draußen konnten. Martina erzählte mir bis in kleinste Detail von ihrem Erlebnis. Ständig juckte sie sich. Es war einfach eklig. „Niemals werde ich hier einen Fuß in die Dusche setzen“, sagte sie sich und dabei hatten wir uns so auf die Dusche gefreut.
Als wir wieder reingingen, zogen wir unsere Schlafanzüge an, und cremten die freien Hautpartien mit Martina’s Mückenspray ein. Selbst ins Gesicht schmierten wir uns das Zeug nun. Bis zur Nasenspitze zogen wir uns die Decken. Was würde wohl in der Nacht alles im Badezimmer passieren?

 

Tag 15 – Keine Moskitos, nur Mücken

Nebeneinander betraten wir vorsichtig das Bad. Überall lagen tote Tiere. Der Boden war übersäht mit toten Tieren. Alles war voll, die Toilette, die Handtücher, einfach alles. Hier wollten wir auch heute keine Dusche mehr nehmen. So machten wir uns nach dem Frühstück auf zum nächsten Zielort: Huancaya
Nach 30 Minuten hörte der Asphalt auf und ab hier führte nur noch ein steiniger, staubiger Weg nach oben. Die Serpentinen wurden enger. Noch enger.

Schilder säumten den Weg. Vor jeder Kurve war ein Schild mit einer Tröte. Hier sollte man dem Gegenverkehr hupen. Und man warnte davor, dass das Auto in die Tiefe stürzen könnte. An mehreren Stellen am Wegesrand gedachten die Angehörigen ihren verunglückten Verwandten.
Nach 4 Stunden waren wir in Huancaya auf ca. 3.500 Metern Höhe angekommen. Hier war die Luft so dünn, dass Martina Schnappatmung bekam. Sie hatte richtig Probleme zu atmen und ich sagte ihr nur gelassen: „So geht es mir mit meinem COPD jeden Tag.“
Von hier aus wollten wir zu besonderen Wasserfällen in der Nähe. Das bedeutete, dass wir wieder mit dem Auto fahren mussten. Ich kann euch sagen, hätte ich einen Rosenkranz gehabt, ich hätte mich blöd gebetet. Rechts ging es dermaßen in die Tiefe, dass ich die ganze Zeit die Luft anhielt. Irgendwann war die Straße so schmal, dass sogar Martina sagte, die Kurven wären unmöglich zu fahren. Selbst sie wollte den Rest lieber zu Fuß fortsetzen, aber wir konnten das Auto ja nicht einfach auf der Straße stehen lassen. Also versuchten wir das Auto auf dieser engen Straße zu wenden (Anmerkung von der Redaktion: Martina und ich stiegen für das Wendemanöver aus.) Nach zig Kommandos und viel (Angst-)Schweiß schaffte Peter es dann, den Wagen zu drehen. Unverrichteter Dinge fuhren wir dann zu unserem nächsten Ziel in Lunahuana.

In Lunahuana angekommen wollten wir unsere Zimmer beziehen. Das erste Zimmer, welches uns angeboten wurde, hatte jede Menge Blüten auf dem Boden und dem Bett. Als die Hotelbesitzerin die Tür zum Zimmer öffnete, flog natürlich alles herum und Martina und ich hatten direkt Angst, dass es sich um Tiere handelte. Wir versuchten der Hotelbesitzerin zu erklären, welche Angst wir vor Moskitos hatten. Aber sie lächelte nur und sagte: „Hier gibt es keine Moskitos. Hier gibt es nur Mücken.“ - Ihr hättet mal unser Gesicht sehen sollen.
Jedenfalls wollten wir dieses Zimmer nicht. Zumal auch noch jede Menge Holzwürmer hier ihr Heim hatten.
Das nächste Zimmer bezogen wir dann, weil es auf den ersten Blick vertrauenswürdig aussah. Weit gefehlt. Nach der Dusche, die wir nun als erstes testeten entdeckte Martina plötzlich ca. 40 Ameisen, die überall im Eingangsbereich herumliefen.
Schnell holten wir die Hotelbesitzerin und zeigten ihr, was wir auch mit dem zweiten Zimmer für ein Problem hatten. Sie verstand sofort und holte ein Pulver, welches sie überall verteilte. Mit einem Besen kehrte ich die Ameisen in unserem Zimmer weg und hoffte, dass wir ab sofort Ruhe haben würden.
Am Abend bestellten wir uns Nudeln. Ich hatte keinen großen Hunger, daher bestellte Peter für mich eine klitzekleine Portion. Da Martina und Peter viel Hunger hatten, bestellte er für die beiden eine „Saurier“-Portion. Die Kellnerin hatte es wörtlich genommen und brachte den beiden keine normale Portion, sondern gleich die doppelte Portion für jeden von ihnen. Martina war schon satt, als sie ihre Portion nur sah. Diese Masse war einfach nicht zu schaffen und beide gaben nach nicht mal der Hälfte auf.

 

Tag 16 – Rafting und Familienzuwachs

Bisher hatten wir weder Ameisen, noch Mücken in unserem Zimmer, was Martina und mich fröhlich stimmte. Heute stand Rafting auf dem Programm. Schon Tage vorher hatte ich panische Angst, sobald dieses Thema erwähnt wurde, aber Martina freute sich sehr darauf.
Wir wurden mit einem kleinen Bus abgeholt und zum Fluss gefahren. Hier bekamen wir eine Einweisung, auf welche Kommandos wir hören mussten. Es gab nur 4 Stück:

Adelante – Rudern (vorwärts)
Atraz – Rudern (rückwärts)
Alto – Pause
Abajo – Alle Mann ins Boot und sich klein machen

Die Fahrt war eigentlich die ganze Zeit recht ruhig. Irgendwann dachte ich, hinter dieser Kurve haben wir es geschafft. Weit gefehlt. Erst fuhren wir auf einen großen Stein zu. Ich fragte ständig, ob der Guide den Stein nicht sah und er machte auch keine Anstalten, das Boot in eine andere Richtung zu lenken. Also fuhren wir darüber und auf einer Seite ging das Boot richtig hoch. Martina haute es so um, dass sie plötzlich grade im Boot stand, um dann wieder zurück zu fallen. Aber sie hatte Spaß. Danach zog der Fluss noch mal an und plötzlich bekamen wir das Kommando ABAJO – ausgerechnet dieses Kommando wollte ich nie hören, denn wenn er das sagte, bedeutete das, dass jetzt was Schlimmes kommen würde und wir in Gefahr sind.
Wir hockten uns drei also ins Boot und machten uns ganz klein. Ich schickte Stoßgebete gen Himmel. Plötzlich schwappte eine Riesenwelle über uns und wir waren pitschnass. Martina lachte nur und behauptete, dass unser Guide das extra gemacht hatte. Im Nachhinein war es halb so schlimm. Aber für den Moment war mir richtig mulmig zumute.
Nach 30 Minuten war die wilde Fahrt vorbei und wir wurden zurück ins Hotel gefahren. Hier konnte man noch „Canopy“ machen. Das bedeutet, mit einer Seilbahn über den Fluss gezogen zu werden. Martina wollte das natürlich ausprobieren und flog so kurze Zeit später in einem Gurt an einem Seil über den Fluss und freute sich.
Sie hatte vielleicht Spaß dabei, aber das hätte ich im Leben nicht gemacht.

Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Hause und freuten uns auf die Ankunft meines Neffen Josef, seiner Freundin Swaantje und seiner Tochter Valeria. Valeria ist erst 8 Monate alt und wir freuten uns sehr darauf, die letzte Woche noch mal viel Zeit mit ihnen allen zu verbringen. Zwar leben die drei in Hamburg, aber das bedeutet leider nicht, dass man sich häufig sieht.

In dieser Nacht hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit Moskitos, denn wir hatten eine Mücke in unserem Zimmer. Da bei Martina kein Platz mehr auf der Haut war, ging die Mücke diesmal auf mich los und so zählte ich schon in der Nacht mindestens 10 Stiche an meinen Armen und den Beinen.

 

Tag 17 – Apothekenausflug Nummer 4

Morgens ging ich mit Swaantje einkaufen. Mein Weg ging mal wieder in die Apotheke und dort besorgte ich mir Mückensalbe. Darauf die Tage waren alle froh, dass ich mir diese gekauft hatte und ständig schmierte sich irgendwer mit der Salbe ein. Ich wurde zu unserem Retter ernannt.
Bisher hatten wir noch keine Souvenirs gekauft und daher fuhr Ana mit uns heute nach Miraflores. Hier reihte sich ein Souvenir-Geschäft an das nächste. Wir waren sehr erfolgreich und präsentierten abends unsere Ausbeute.
Für den Rückweg mussten wir ein Taxi nehmen. Der 1. Taxifahrer gefiel Ana nicht, aber der 2. machte einen guten Eindruck. Er hatte nämlich Bilder von Mutter Maria im Auto und ein Jesus-Kreuz am Rückspiegel.
Leider kamen wir nach kurzer Zeit in einen furchtbaren Stau. Nach 2 Stunden kamen wir erst zu Hause an, wo wir für den Hinweg mal gerade 20 Minuten gebraucht hatten. Hätte der Taxifahrer gewusst, wie viel Stau wir bekommen werden, hätte er die Fahrt gar nicht angenommen.

 

Tag 18 – Artischocken auf andere Art

Da heute in Peru ein Feiertag ist, konnten wir leider nichts unternehmen. Daher beschlossen wir, uns einfach mal auszuruhen. Beim Mittagessen bissen alle auf den Schalen von Artischocken herum. Sowas hatte ich noch nie gesehen und probierte daher auch mal. Viel Geschmack hatte die Artischocken-Schale nicht, aber ich hatte davor gar nicht gewusst, dass man das Fleisch der Schale auch essen kann.

 

Tag 19 – Sportlich wie immer

Heute waren wir mal wieder im Bosque-Club. Wir haben Tennis gespielt, in der Sonne gelegen, Tretboot gefahren und Fotos gemacht. Das Ergebnis: Verbrannt!
Am Abend wollten Swaantje, Martina und ich das Baby duschen. Noch hatten sie keine Babywanne und so mussten wir die kleine Valeria duschen. Ich hielt das Kind fest, Swaantje seifte ihre Tochter ein und Martina lachte sich kaputt und schoss Fotos. Die Kleine lachte unentwegt und auch obwohl ich klitschnass war, hatten wir viel Spaß. – Valeria ist einfach ein Zauberspatz und zum Knutschen.

 

Tag 20 – Rita wird gekidnappt

Sehr praktisch war, dass auch Swaantje fließend spanisch sprach und so überredeten wir sie, heute mit uns nach Pachacamac zu fahren. Das ist eine alte Inka-Stätte, die 40 Km von Lima-Stadt entfernt ist. Bevor wir dahin fuhren, brauchte Swaantje Geld und so ließen wir uns vom Taxifahrer dort hin fahren, wo auch Peter immer sein Geld tauschte. Martina wusste, wie der Mann mit dem Geld aussieht und so verschwanden Martina und Swaantje aus dem Auto.
Kaum waren die zwei ausgestiegen, legte der Taxifahrer den Gang ein und fuhr los. Todesangst durchflutete mich, denn hier wurden öfter Menschen von Taxifahrern überfallen. Wenn man Pech hatte auch Schlimmeres.
Schnell schaute ich mich nach dem Griff um und überlegte, wie ich aus dem Taxi entkommen konnte. Ich kann euch gar nicht sagen, wie furchtbar ich mich in diesem Moment fühlte. Dass mir so etwas passierte, wo ich immer so vorsichtig war. Mein Körper war wie gelähmt vor Angst und mir gingen die schlimmsten Szenarien durch den Kopf.
Doch nach der zweiten Kurve stellte ich fest, dass der Taxifahrer nur einmal im Karree fuhr, weil er keinen Parkplatz gefunden hatte. Ich war unheimlich glücklich, als die zwei wieder ins Taxi stiegen.
In Pachacamac stand die Sonne direkt über uns. Es war sehr heiß und man merkte, dass man hier in der Wüste war. In 2 Km Entfernung war auf einem Berg ein Tempel gebaut, der einer Pyramide glich. Ich sah nur, wie steil es dort bergauf ging und musste da nicht hoch. Aber Martina und Swaantje wollten unbedingt da hoch. Also machten wir uns an den Aufstieg und es hatte sich gelohnt. Von hier oben hatte man einen wunderschönen Ausblick auf das Meer.

 

Tag 21 – Fronton, mein Lieblingssport

Heute fuhren wir noch mal in den Bosque-Club und konnten endlich mal Fronton spielen. Das stand auf meiner Peru-Wunschliste ganz oben. Ich liebte diesen Sport, weil er ähnlich dem Squash war, aber dafür an der frischen Luft gespielt wurde und hier in Peru ein Massensport ist.
Martina und ich stellten uns nicht mal doof an und so hatten wir sehr viel Spaß bei einem Doppel gegen meinen Bruder.
Leider schien heute kaum die Sonne, aber trotzdem gingen Martina und ich noch eine Runde schwimmen.

 

Tag 22 – Santa Rosa

Morgen würden wir wieder nach Hause fliegen und so gönnten wir uns heute mal einen Sonnentag. Zum Glück war es nicht bewölkt und wir genossen die Zeit im Park.
Abends kündete uns Ana an, dass heute das Fest von Santa Rosa aus Guadalupe, Mexiko stattfindet. Als wir die Mariachi (mexikanische Musiker) hörten, liefen wir raus und folgten ihnen durch die Straße. Wir hatten großes Glück, dass wir das noch miterleben durften und fanden es schön, wie viele Nachbarn gekommen waren und nun auf der Straße feierten.

 

Tag 23 - Abschied

Heute ging es nach Hause. Der Abschied fiel wie immer sehr schwer. Jedes Mal, wenn ich aus Peru abreise, frage ich mich, wann ich sie alle wiedersehe. Und so schleichen sich ein paar Tränen die Wange hinab. Es war mal wieder eine sehr aufregende Zeit in Peru. Was habe ich alles gegessen, was habe ich für Muskelkater gehabt, was habe ich für Ängste überwunden, sei es die Höhenangst, die Todesangst, oder die Angst vor Wasser. Was habe ich die ganzen drei Wochen für Durchfall gehabt, was habe ich all die Apotheken kennengelernt. Das ist kaum zu beschreiben, aber hier sei auch erwähnt, was haben wir viel gelacht, was haben wir für ein herrliches Wetter gehabt, wo ihr in Deutschland so gefroren habt, was habe ich für eine Natur gesehen, die kaum zu beschreiben ist und was habe ich die Zeit mit meiner Tochter genossen.

Wir bedanken uns bei Ana, Peter, Josef, Swaantje und auch der kleinen Valeria, ‚unserer kleinen Charango‘ für diese schöne Zeit.

 

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