2017

Jahresbrief 2017

Im Januar merkte ich, dass mir meine Arbeitsstelle nicht guttat und ich endlich auf meine Familie hören musste. Schon lange lagen sie mir in den Ohren, dass ich es aufgeben sollte. Meine neue Vorgesetzte und ich rasselten ständig an einander und das Arbeiten machte mir keinen Spaß mehr.

Im Februar zog ich dann endlich die Reißleine und kündigte schweren Herzens. Acht Jahre war ich mit Herz und Seele dabei, aber es ging einfach nicht mehr. Meine ständigen Erkältungen waren anschließend wie fortgeblasen, selbst meine anderthalbjährlichen Schulterschmerzen waren von heute auf Morgen fort.
Auch wenn ich meine Kinder sehr vermisste, war es im Nachhinein die beste Lösung.

Im April fuhr ich das zweite Mal innerhalb eines Jahres nach Borkum in Reha. Diesmal hatte ich mit dem Wetter kein Glück. Wenn wir morgens um 7 Uhr mit 15 Personen am Stand unsere Gymnastik machen sollten, konnten wir erstens keine Anweisung unserer Leitung verstehen, weil der Wind so blies - außerdem konnten wir keine Turnübungen machen, weil wir damit beschäftigt waren, dass wir durch den Sturm nicht fortflogen. Meine Lieblingsplätze wo ich vor einem halben Jahr in kurzer Hose saß, waren jetzt zu windig um dort zu sitzen. Ich mietete mir an manchen Tagen einen Strandkorb, aber es gab Tage, da drehte sich der Wind alle zehn Minuten und ich bekam dann eine volle Ladung Sand ins Gesicht. Lange Spaziergänge waren auch leider nicht möglich, weil es so stürmte und sehr kalt war. Aber ich habe nette Leute kennen gelernt und die drei Wochen gingen wie im Flug vorbei.

Im Mai habe ich es echt mal geschafft mit Andy, Micki, Martina und Helmut vier Tage nach Münster zu fahren, wo Helmut und ich schon öfter waren. Die Radtouren mit allen waren echt schön. Die Pensionswirtin hatte auch extra für uns den Rasen frisch gemäht. Helmut und ich spielen immer an dem angrenzenden Park Kubb. Jetzt waren wir zu fünft und dass macht noch mal eine Ecke mehr Spaß. Abends haben wir uns die Bäuche mit Spargel gefüllt, bis nix mehr reinging. Von der Tour werde ich noch lange zehren, denn wir hatten alle sehr viel Spaß.

Im Juni hatten wir mal wieder Klassentreffen. Petra und Franz unterstützten mich wie immer dabei. Beim letzten Mal sind ziemlich wenig gekommen und ich ging schon vom schlimmsten aus. Denn nicht nur, dass die Vorbereitungen eine Menge Zeit in Anspruch nahmen, nein der Raum musste ja schließlich auch bestellt werden. Wenn dann nur die Hälfte an Leute kamen, war das für uns immer sehr peinlich. Aber meine Angst war völlig unbegründet, denn es kamen mehr als wir gedacht hatten. Das lag daran, dass die meisten aus Poll kommen und die hatten sich untereinander auch informiert. Es war ein schöner Abend und wie so oft sind Klassenkameradinnen gekommen, die ich schon Jahre nicht mehr gesehen hatte.

Im Juni liefen die Vorbereitungen für die kommende Hochzeit von Andy und Michaela. Es hieß mal wieder feierliche Klamotten müssen gekauft werden. Helmut passte noch alles, wir Frauen brauchten was Neues, ist ja mal klar! Ich hatte ein schönes Kleid, aber es war an manchen Stellen zu eng und abnehmen ging in der kurzen Zeit nicht mehr. So wurde es umgenäht. Um es auf den Punkt zu bringen: Es wurde zwei Mal geändert, bis es nachher noch schlechter saß. Ich musste eine bestimmte Haltung annehmen, dann fiel es den anderen Menschen nicht auf, dass es nicht saß. Es war ja auch nur für das Standesamt gedacht. Martina hatte gleich fünf Kleider zur Auswahl und wer sie kennt weiß, dass Entscheidungen zu treffen nicht ihre Stärke ist. So kaufte sie alle fünf. Eins war schöner wie das andere. Michaela, die eine Perfektionistin ist, hatte ihre Deko natürlich selbst gebastelt. Helmut musste Wochen vorher Pusztasalat essen, da sie die Gläser gut gebrauchen konnte. Michaela dekorierte über 100 Gläser mit Spitze und Bändern, jedes Glas musste natürlich anders aussehen. Martina besprühte andere Gläser mit weißer Farbe und überhaupt sah alles wunderbar aus.
Ich war froh, dass ich da nicht mitmachen musste. Zum Basteln bin ich nicht geeignet. Den Tag vor der Hochzeit fuhren wir alle nach Engelskirchen, um dort eine große Scheune zu schmücken. Da viele Leute halfen, war Michaela nach sechs Stunden mit dem Ergebnis zufrieden.

Am 14.7.2017 heirateten Andy und Michaela. Die Trauung begann um 14.30. Und um ein Haar wären Martina und ich zu spät gekommen. Martina kam wie immer auf den letzten Stipp, aber diesmal saß ich in ihrem Auto und ich wollte schon dabei sein, wenn unsere Tochter heiratete. Die beruhigenden Worte von Martina, dass wir doch noch 20 Minuten Zeit hätten brachten mich auf 180, denn wir waren ja noch nicht mal in der Nähe von dem Standesamt. Helmut hatte die ehrenvolle Aufgabe die Braut mit einem weißen Auto zum Standesamt zu fahren. Die zwei schrieben uns ständig, dass sie schon lange da sind und wo wir bleiben würden. Was mich nicht gerade ruhiger machte. Zehn Minuten vor der Trauung waren wir dann alle da.

 

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Ich war mit den Nerven völlig am Ende und als Helmut mit Michaela die Treppen runterkamen und das Lied gespielt wurde, schossen mir vor Erleichterung, dass alles geklappt hatte die Tränen in die Augen. Helmut übergab seine Tochter feierlich an unseren Schwiegersohn und die Trauung konnte beginnen. Die Standesbeamtin stand mit dem Brautpaar vor einem schönen Pavillon und die Gäste rund herum. Wie die Trauung ab zu laufen hatte, das hatten die beiden alles Wochen vorher mit der Dame ausgemacht und es war eine sehr persönliche Trauung. Michaela hatte uns beauftragt sofort nach dem Standesamt nach Engelskirchen zu fahren, um dort die Gäste in Empfang zu nehmen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an einem Mc Donalds vorbei und Helmut sagte: „Wir müssen jetzt erst mal eine Kleinigkeit essen!“


Wir aßen so schnell wir konnten, um pünktlich vor Ort zu sein. Später stellte sich heraus, dass es die anderen Gäste genau wie wir gemacht haben. Als wir in Engelskirchen ankamen wechselten wir noch die steife Kleidung gegen was Lockeres und schon standen wir bereit für die ankommenden Gäste. Der Abend war sehr abwechslungsreich mit vielen Highlights.  Dank der Einladung von Michaela an die Neffen von mir, lernte Helmut sie auch mal kennen. Michaela und Martina die mit mir schon öfter in Peru waren, kannten die Jungs schon aus den Urlauben. Die Jungs haben jetzt Familien gegründet und wohnen zurzeit in Hamburg. Ich habe mich auch sehr gefreut sie alle mal wieder zu sehen. Auch wenn sie nur in Hamburg wohnen, sieht man sich leider viel zu selten.
Der nächste Tag wurde dann noch in der Scheune aufgeräumt und dann war es Zeit für uns die Koffer zu packen. Wir fuhren zu dem Ort Ohne, wo wir eine Woche mit unseren Rädern durch die Gegend flitzten. Nach einer Woche wechselten wir den Standort und verweilten die nächste Woche am Möhnesee. Zum Rad fahren ist es oft schon zu bergig, aber die Aussicht auf den See ist zauberhaft. Die nächste Woche verweilten wir zu Hause.

Am 4.8. hatte Helmut dann seinen Auftritt mit seiner Band bei Street Live. Es war immer schon sein größter Wunsch, einmal dort auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Viele Bekannte von uns hatten sich die Zeit genommen, um Helmut spielen zu sehen. Als die Stunde um war, strahlte Helmut vor Glück und wir alle waren sehr stolz auf ihn.

Nun ging es noch fast zwei Wochen in den Schwarzwald zum Wandern. Es war oft sehr anstrengend und das schlimmste war, dass alle Gaststätten immer Ruhetag hatten, wenn wir da ankamen - von einem Kiosk nicht mal zu träumen. Somit musste man alles immer dabeihaben, sonst wären wir verdurstet und verhungert. Bänke auf den Wanderwegen werden immer weniger, umso höher man wandert. Das bedeutet, dass wir unsere Brötchen auch schon mal im Stehen essen mussten. Nun gut auch das haben wir überlebt.

Ende Oktober hatte ich Helmut noch mal überreden können, mit mir nach Münster zu fahren. Es war eine schöne Zeit, aber auch saukalt. Mit Handschuhen und Mütze machten wir unsere Radtouren. Kleine Päuschen auf einer Bank blieben uns verwehrt, da es zu ungemütlich war. Oft fegte uns ein strenger Wind um die Ohren, aber mit dem Pedelec war das kein Problem, das fährt einfach gut.

Im November fing ich meine neue Arbeitsstelle beim TSV Bayer 04 Leverkusen in der Versandabteilung an. Da ich Frühaufsteher bin, passen mir die Arbeitszeiten sehr. Von 8 Uhr bis 12 Uhr bin ich dort tätig. Zwar bin ich jetzt in unserer FC-Familie das schwarze Schaf, aber trotzdem habe ich großen Spaß bei meiner neuen Arbeit. Ebenfalls im November wurde unser neuer Kleiderschrank geliefert. Wir brauchten mehr Platz und so haben wir uns einen 2,50 m Schrank bestellt. Helmut hatte die Stelle ausgemessen, wo der Schrank hinsollte. Es war knapp bemessen, aber es sollte passen. Der Tag der Lieferung kam und Helmut hatte die Nacht davor schon schlecht geschlafen. Immer noch hatte er Bedenken, ob der Schrank passen würde. Die Lieferanten kamen ins Schlafzimmer und das erste was sie sagten war auch gleich: „Da passt der Schrank nicht hin, das wird zu eng!“
Helmuts Gesicht verfinsterte sich. Sie fuchtelten mit ihren Zollstöcken eine halbe Stunde rum und es blieb dabei, der Schrank würde da an die Stelle nicht passen. Oh Gott welch eine Tragödie! Sie versuchten es aber trotzdem und siehe da, es klappte doch - bis auf die Türen. So sagte der Mann: „Es wird zu eng, die Türe auf der einen Seite wird immer aufstehen müssen!“ Das wollten wir auf keinen Fall. Die nächste Idee war: Sie sägen was aus dem Schrank unten raus. So überlegten die Männer weiter bis einem Mann die Idee kam das man die Türen anders ein hängen musste und man so wieder zwei Zentimeter sparen konnte. Nach zweieinhalb Stunden stand der Schrank und alles hatte geklappt. Wir waren so erleichtert, das kann sich keiner vorstellen, der nicht dabei war. Jetzt sind wir richtig glücklich und haben Platz ohne Ende.

Nun ist es Ende November und in zwei Tagen fliege ich mit Martina nach Peru zu meiner Schwägerin und meinem Bruder. Die letzten Vorbereitungen sind schon gemacht. Jetzt heißt es nur noch Warten bis Mittwochmorgen, dann geht es los. Wir zwei sind gespannt was uns diesmal erwartet.  Alles das werdet ihr in meinem Peru-Bericht lesen können.